Treibt ein Feuerteufel sein Unwesen?


Quelle: Höchster Kreisblatt - Mär 22, 2012

Brand des Anglerheims als vorläufiger Höhepunkt einer kleinen Serie +++ Polizei schließt Wiederholungstäter nicht aus

 

Ein Fabrikgebäude, eine Gastwirtschaft, ein Obdachlosenwohnheim, ein Vereinsheim: Die Feuerwehr musste in den vergangenen Monaten verhältnismäßig oft löschen.

Okriftel. Rauchschwaden über der Ortschaft: Für die Okrifteler ist das keine Seltenheit mehr. Das abgebrannte Anglerheim in der Nacht zum Dienstag ist schon das vierte große Feuer in und in unmittelbarer Nähe des Stadtteils innerhalb von sieben Monaten. Unweigerlich fragen sich die Anwohner, ob es Zusammenhänge zwischen den Großbränden gibt. Ist vielleicht sogar ein Feuerteufel am Werk? "Es wird nichts ausgeschlossen", sagte gestern Thomas Trapke, Sprecher der Polizeidirektion Main-Taunus, zu den laufenden Ermittlungen.

Auch am Mittwoch war das Fachkommissariat der Hofheimer Kriminalpolizei im Einsatz, um am Tatort Spuren zu sichern. Dass das Feuer von den beiden Mülltonnen vor dem Eingang auf die Werner-Loos-Hütte übergesprungen ist, gilt als sicher. Jetzt gehe es beispielsweise darum, zu untersuchen, ob der unbekannte Täter Brandbeschleuniger benutzt habe, erzählte Trapke. Auch nach DNA-Spuren und Fingerabdrücken suchen die Kriminalbeamten, was sich allerdings schwierig gestaltet, weil ein Großteil des Gebäudes in Schutt und Asche liegt. Dennoch schauen die Ermittler genau hin.

 

Suche nach Spuren

Dass später Spuren mit Hinweisen anderer Fälle verknüpft werden, sei Routine, sagte Trapke. Es bestehe noch kein konkreter Verdacht, ob ein Feuerteufel im Hattersheimer Stadtgebiet sein Unwesen treibt. Von den vier Großbränden aus der jüngeren Vergangenheit kann eigentlich nur zwischen zweien ein Zusammenhang bestehen. Ein Turm der Phrix brannte am 30. August 2011, da eine Firma bei Schweißarbeiten nicht richtig aufgepasst hatte und sich später Papierschnipsel entzündet hatten. Eine fahrlässige, aber keine vorsätzliche Inbrandsetzung, vermutete die Polizei damals. Auch beim Feuer in der Obdachlosenunterkunft im Hof der Gaststätte "Am Kamin" am 3. Januar scheint es sich um ein Versehen gehandelt zu haben. Auslöser war eine Kerze am Weihnachtsbaum.

Interessant wird es aber beim Großbrand am 6. Dezember: Zum Feuer in der Gaststätte "Meier Gustl" am Schwarzbach, die dabei vollständig zerstört wurde, gehen die Ermittler des Landeskriminalamtes laut Trapkes Informationen von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Auch dort entzündeten sich die Flammen im Eingangsbereich. Der Täter war dem Vernehmen nach vorher eingebrochen. Der Brandstifter am Baggersee könnte das ebenfalls vorgehabt haben, um das Feuer zu legen, jedoch galt das Vereinsheim als einbruchsicher.

 

 

Erst brannte eine Bank

Vielleicht sollte die Werner-Loos-Hütte aber auch gar nicht brennen, sondern nur die Mülltonnen. Dieser Theorie gehen die Ermittler ebenfalls nach, weil außer den beiden Abfallbehältern am Eingang noch ein weitere Tonne in der Nähe des Hauses von der Feuerwehr gelöscht werden musste. Nicht zu vergessen ist die Sitzbank am Baggersee, die in der Nacht zum Montag gebrannt hatte. Zu diesem Feuer einen Tag zuvor waren die Brandschützer ebenfalls gegen 4 Uhr gerufen worden. "Wir können noch nicht sagen, ob es sich bei diesem kleinen und dem großen Brand um den selben Täter gehandelt hat", sagte Trapke.

 

 

Erinnerungen werden wach

Trotzdem werden Erinnerungen wach an Feuerteufel, die in Hattersheim und Umgebung bereits ihr Unwesen getrieben haben. Unvergessen ist die Serie in den Jahren 1999 und 2000, bei der ein Millionenschaden entstanden war. Für Brandstiftung in zehn Fällen verurteilte das Gericht schließlich einen jungen Mann, der zur Tatzeit Mitglied der Eddersheimer Feuerwehr war, zu einer eineinhalbjährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung. Zufälligerweise zeichnet für die bis dato letzte Serie in der Nachbarschaft ebenfalls ein Brandschützer verantwortlich. Der 20 Jahre alte Weilbacher hatte es im vergangenen Sommer auf Hecken abgesehen, Personen und Gebäude waren nicht zu Schaden gekommen.

"Brandserien werden oft von Feuerwehrleuten verübt, auch wenn die Feuerwehren das nicht gerne hören werden", sagte kürzlich Jürgen Moog, Chef der Polizeidirektion Main-Taunus, bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. Das ist freilich seine Einschätzung, und es gibt im aktuellen Fall auch überhaupt keinen Hinweis, der auf einen Täter aus den Reihen der Feuerwehr schließen lassen könnte. Die Polizei tappt noch im Dunkeln.

Deshalb hat die Suche nach Zeugen Vorrang. Die Ermittler sind auf Hinweise von Anwohnern und Spaziergängern angewiesen, die in den beiden besagten Nächten am Baggersee unterwegs waren. Es könnte aber auch sein, dass schon tagsüber jemandem etwas Verdächtiges aufgefallen ist. Polizei-Sprecher Thomas Trapke spricht explizit Jugendliche an, die sich gerne am See aufhielten. Die Polizei ist über jeden Hinweis unter der Telefonnummer (0 61 92) 20 79-0 dankbar. rem

 
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