Schulungsübung: Jede Feuerwehr muss alles können


Quelle: Höchster Kreisblatt - Jul 11, 2006

Okriftel. „Leg dich mal langsam rein. Jetzt loslassen!“ Feuerwehrmann Marc Pastor-Moreno gibt Anweisungen, und seinem Kameraden Thomas Olschewski bleibt nichts anderes übrig, als sie auszuführen. Denn Olschewski, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Eddersheim, hängt sicher „eingepackt“ am Seil. Absturzsicherungssatz nennt sich das Geschirr. Im Ernstfall soll diese Ausrüstung die Retter schützen, wenn sie beispielsweise in einer Baugrube oder in größerer Höhe arbeiten müssen. Bei der gemeinsamen Tagesübung, die die Feuerwehren der drei Stadtteile vergangenen Samstag am Mainufer durchgeführt haben, ging es darum, dass die etwa 50 Teilnehmer ein Gefühl dafür bekommen, wie man sich derart angeseilt bewegen kann. „In den ersten zwei Minuten kommt es einem etwas seltsam vor, so in der Luft zu hängen, aber nach den ersten Schrecksekunden fühlt man sich ziemlich sicher“, beschreibt Olschewski. Im Zweifelsfall würde er lieber „mit so einem Ding auf dem Rücken“ aufs Dach gehen als ungesichert herunterfallen. Mit 1000 Euro pro Stück ist die Sicherheitsausrüstung zwar nicht ganz billig, aber, die Gewissheit, dass die Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit gut geschützt sind, sei mit Geld nicht zu bezahlen, so Stadtbrandinspektor David Tisold.

Mit einem Blechschneider, der aussieht wie ein großer Dosenöffner und auch nach demselben Prinzip funktioniert, macht sich Sascha Schramm an einem schrottreifen Fiat zu schaffen. „Ich habe so ein Ding noch nie selbst in der Hand gehabt“, sagt der 19-Jährige, der als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz arbeitet. Im Idealfall kommt bei einem Autounfall allerdings nicht der manuelle „Büchsenöffner“ zum Einsatz, sondern ein hydraulisches Schneidgerät – zusammen mit dem ebenfalls mit Druckluft betriebenen Spreizer das wichtigste Werkzeug, um Menschen zu befreien, die in zusammengefalteten Autokarosserien gefangen sind.

An den anderen Stationen der Übung stehen das Löschen auf dem Wasser und die Handhabung des Schneidbrenners auf dem Programm. „Den Schneidbrenner braucht man zwar nicht so oft, er kommt vor allem bei Schiffsunfällen zum Einsatz oder wenn zum Beispiel auf der Baustelle jemand eingeklemmt wurde. Gerade weil er selten benutzt wird, muss das Gerät aber wenigstens zu den Übungen ausgepackt werden“, erläutert Tisold.

Aus gutem Grund haben die drei Feuerwehren neben den regelmäßigen gemeinsamen Alarmübungen, bei denen ein Einsatzszenario durchgespielt wird, jetzt erstmals zusammen eine Schulungsübung abgehalten.

„Die Feuerwehren der drei Stadtteile haben ihr jeweiliges Spezialgebiet. Eddersheim konzentriert sich auf die Wasserrettung, Hattersheim auf die technische Hilfeleistung, Okriftel auf Logistik, Material und Nachschub. Tagsüber muss aber jeder alles können, weil so gut wie alle Feuerwehrleute berufstätig sind und die Einsatzabteilungen der Ortsteile gemeinsam in kleinerer Besetzung zu den Einsatzorten fahren“, erklärt der Stadtbrandinspektor. Denn von den insgesamt 118 Mitgliedern der drei Einsatzabteilungen haben dann nur jeweils etwa 15 bis 20 Bereitschaft. (jöh)

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