Bei der Nachfolger-Wahl ist die Wehr nicht einig


Quelle: Höchster Kreisblatt - Jun 12, 2004

Hattersheim. Viel Arbeit, viel Verantwortung, aber alles ehrenamtlich – so lässt sich das Amt des Stadtbrandinspektors bezeichnen. Seit zehn Jahren macht Thomas Krüger diesen Job in Hattersheim, und schon vor Jahren hat er klar gemacht, dass er das Amt gerne abgeben würde. «Ich habe beruflich viel zu tun», begründet er seine Entscheidung, sich in diesem Jahr nicht noch einmal zu einer Verlängerung überreden zu lassen. Allerdings ist der erste Versuch gescheitert, einen Nachfolger zu finden.

Bei der gemeinsamen Jahreshauptversammlung der drei Stadtteilwehren in der vergangenen Woche hatte es zwei Kandidaten für den Posten des Stadtbrandinspektors gegeben. So den Eddersheimer Wehrführer David Tisold und Kai-Uwe Kunze, ebenfalls aus Eddersheim. 17 Stimmen gab es für Kunze, 33 für Tisold, das reichte nicht. Bei 91 anwesenden Feuerwehrleuten hätten es 46 Stimmen sein müssen. Es handelt sich beim Posten des Stadtbrandinspektor um einen städtischen Ehrenbeamten, da sind auch die Wahlmodalitäten gesetzlich vorgeschrieben. Die erforderliche Mehrheit der Stimmen erreichte also keiner der Kandidaten.

Offen ist die Frage, warum es 41 Nein-Stimmen gab. Auch weil es eine geheime Wahl war und die kurze Aussprache keine Aufschlüsse bot, kann in dem Punkt ausführlich spekuliert werden. Alle Beteiligten haben dazu eine Meinung, öffentlich möchte damit aber keiner zitiert werden. Beispielsweise wird geäußert, dass die Hattersheimer und Okrifteler keinen Feuerwehrmann aus Eddersheim zum Stadtbrandinspektor wählen würden, was in diesen beiden Stadtteilen aber bestritten wird. David Tisold wäre durchaus geeignet, habe aber zu viele andere Ämter, heißt es auch. Er könne gewählt werden, wenn er etwa den Posten des Eddersheimer Wehrführers abgebe. Offen bleibt bei dieser Erklärung, ob man eher eine zeitliche Überlastung des neuen Stadtbrandinspektors fürchtet oder ob man vermutet, die Eddersheimer würden im Zusammenspiel der Stadtteilwehren zu sehr dominieren.

Andere sagen, beide Kandidaten seien nicht geeignet. Das bezieht sich weniger auf das Feuerwehrfachliche als vielmehr auf die Führungsqualitäten. Dass den Einsatzabteilungen tagsüber nicht mehr so viele Aktive zur Verfügung stehen wie früher, das verlangt in den nächsten Jahren neue konzeptionelle Überlegungen und besondere Fähigkeiten, die Mannschaften zu motivieren und neue Aktive zu gewinnen. Möglicherweise werden hier bei beiden Kandidaten Defizite gesehen.

Fest steht, dass es die Wehrführer in den vergangenen Monaten versäumt haben, rechtzeitig nach einem geeigneten Stadtbrandinspektor Ausschau zu halten. Offenbar hat man Krügers Ankündigung, nicht erneut zu kandidieren, nicht ganz ernst genommen. Fatal ist es auch, dass man nach dem Wegzug des früheren stellvertretenden Stadtbrandinspektors Marc Schneider vor eineinhalb Jahren keinen Nachfolger gewählt hat – möglicherweise stünde dann ein profilierter und anerkannter Kandidat zur Verfügung.

«Das hat uns schon zu denken gegeben», kommentiert Bürgermeister Hans Franssen den Verlauf der Wahl, die er als Feuerwehrdezernent geleitet hat. Er machte dann von seinem Recht Gebrauch, die Wahlhandlung auszusetzen. Gemeinsam mit den Wehrführern werde nun ein neuer Kandidat gesucht, kündigt Franssen an. Eine neue Versammlung soll es im September geben; bis Anfang Oktober soll Krüger das Amt noch wahrnehmen.

Der neue Stadtbrandinspektor wird einiges an Zeit mitbringen müssen. Er ist Leiter der Hattersheimer Feuerwehr insgesamt, berät die Stadt in Brandschutzfragen, besonders bei Anschaffungen, und leitet größere Einsätze. «An jedem Tag ist irgendetwas zu tun», sagt Krüger – die Mühe, diese Stunden zusammen zu rechnen, hat er sich noch nicht gemacht. Die Aufwandsentschädigung jedenfalls, etwa 150 Euro monatlich, decke gerade die Telefonkosten.

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