Sirenen sollten sensibilisieren


Quelle: Höchster Kreisblatt - Aug 4, 2014

Stadtbrandinspektor zieht Bilanz nach dem „Überschwemmungsabend“ mit insgesamt 180 Einsätzen

 

Feuerwehrchef David Tisold geht davon aus, dass es häufiger als bisher zu Unwettern mit extremen Regenfällen kommt.

 

 

Hattersheim.

 

Es war ein Großeinsatz, der die Feuerwehrleute auch körperlich bis aufs Äußerste forderte – schließlich waren die Einsatzkräfte am vorigen Dienstag von 18 bis 2.30 Uhr auf den Beinen. Doch

es handelte sich nicht um einen Brand, sondern um eine Überschwemmung, die vor allem im sogenannten Märchenviertel in Okriftel für 160 Einsätze sorgte. Straßen, Keller und Garagen wurden von dem Wasser heimgesucht, das sich von der überforderten Kanalisation sowie der Straßenoberfläche in alle tiefer gelegenen Standorte ergoss. Ein Starkregen, der immense Wassermassen vom Himmel fallen ließ, war der Auslöser für die Überschwemmungen, die auch in der Kernstadt sowie im Stadtteil Eddersheim jeweils zehn Einsätze der Feuerwehr notwendig machte.

 

 

 

 

Wie Stadtbrandinspektor David Tisold berichtet, war die Menge an „abzuarbeitenden“ Ereignissen so

groß, dass die Feuerwehren aus Schwalbach, Sulzbach sowie Kelkheim zur Hilfe gerufen wurden.

Insgesamt über 120 Brandschützer waren im Einsatz, dazu kamen noch Rot-Kreuz-Helfer, die sich um

die Verpflegung der ehrenamtlichen Helfer kümmerten. Die Zahl der Hilferufe war mengenmäßig dramatisch. Weil die Telefonleitungen der Feuerwehr überlastet, beziehungsweise andauernd besetzt waren, riefen viele Hausbesitzer in ihrer Not die Polizei an oder fuhren selbst zu den Feuerwehrgerätehäusern. „Bei uns sind über 40 Faxe eingegangen“, erzählt Stadtbrandinspektor David Tisold.

 

„Ich habe den ganzen Stapel mit Mitteilungen von Hausbesitzern in der Hand gehalten, deren Keller

unter Wasser stand.“ Damit nicht nur alle verfügbaren Brandschützer den Alarm mitbekamen, sondern

auch die Bevölkerung für das Ereignis „sensibilisiert“ werden sollte, wir Tisold erläutert, wurde Sirenenalarm ausgelöst. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die Feuerwehr im Einsatz ist und das Gewitter samt Starkregen nicht ohne schwerwiegende Folgen davongezogen ist.

 

Neun Rollwagen

Doch wo mit dem Abpumpen anfangen, wenn sich die Zahl der Hilferufe in solchen Mengen häuft? Denn mit über 180 Einsatzstellen im gesamten Stadtgebiet – Okriftel, Hattersheim und Eddersheim – waren die Helfer

schon an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. „Wir haben priorisiert und nach Dringlichkeit aussortiert. Ein Keller, der fünf Zentimeter überschwemmt war, steht dann nicht oben in der Reihenfolge der Einsätze. Da erwarten wir schon mal, dass die Hauseigentümer das selbst regeln und den Besen zur Hand nehmen, um das Wasser aus dem Keller zu kehren“, erklärt Tisold. Was Anderes ist es natürlich, wenn eine Kellergeschosswohnung komplett unter Wasser steht. Oder wenn Gerätschaften, wie zum Beispiel in einer Okrifteler Arztpraxis, von den Wassermassen gefährdet waren. Die Rettung der teuren Untersuchungsgeräte vor dem Dreckwasser wurde sofort in die Wege geleitet.

 

Während die Kameraden der Sulzbacher Wehr die Buchenstraße unter ihre Fittiche nahmen, wurden die Schwalbacher Kollegen für Einsätze am Erlesring eingeteilt. Die aus Kelkheim gerufenen Kameraden unterstützen in der Kernstadt die Hattersheimer Feuerwehrleute.

 

Doch auch diese personelle Unterstützung wäre nicht ausreichend gewesen, wenn die technische Ausstattung gefehlt hätte. In dieser Beziehung ist die Wehr sehr gut ausgerüstet. Es habe

sich erneut herausgestellt, sagt David Tisold, dass die Stationierung des Logistik-Gerätewagens im

Stadtteil Eddersheim – das ja ebenfalls als Überschwemmungsgebiet mit seiner direkten Lage am

Main gilt – genau richtig sei. Dieser Gerätewagen ist mit neun Rollwagen samt Hochleistungspumpen bestückt. Werden das Fahrzeug, beziehungsweise die Pumpen, benötigt, so kann der geländegängige Transporter innerhalb kurzer Zeit an den Ort des Geschehens dirigiert werden. Die Rollwagen werden abgeladen und an die jeweiligen Einsatzorte gefahren. Dann können die Pumpen angeworfen

werden.

 

Die Dauer der Einsätze war unterschiedlich. Ging es in dem einen Fall flott voran, weil die Schläuche

schnell in einen überfluteten Keller gelegt und das Abpumpen ohne Probleme vor sich ging, war es an

anderen Stellen schwieriger. So etwa bei unter dem normalen Bodenniveau liegenden Garagen, die fast

deckenhoch überschwemmt waren.

 

Ist da innen ein Auto geparkt und das Wasser läuft nicht ab, dann heißt es für die Feuerwehrleute, so

wenige Schäden zu verursachen wie möglich. Entsprechend umsichtig gehen die Brandschützer mit

solchen Situationen dann auch um. Das dauert aber.

 

Dabei darf nicht vergessen werden, dass zum Zeitpunkt der Alarmierung, am Dienstag kurz vor

18 Uhr, die meisten Feuerwehrleute bereits einen kompletten Arbeitstag hinter sich gebracht

hatten. Die folgenden achteinhalb Stunden waren arbeitsintensiv und feucht. Denn nicht nur in den

Gebäuden war Wasser, sondern auch vom Himmel plätscherte während des Einsatzes noch genügend

Regenwasser hinunter.

 

Wie stecken Feuerwehrleute solche Belastungen weg? „Zuerst ist wegen des hohen Adrenalinspiegels

nicht viel davon zu merken. Doch wenn dann alles vorbei ist, eine Pause gemacht und bei einer Tasse

Kaffee über den Einsatz reflektiert wird, dann merkt man, wie das schlaucht“, berichtet David Tisold.

Vor allem aber am nächsten Tag macht sich oft ein körperlicher Einbruch bemerkbar. „Sieben oder acht Stunden Schlaf reichen aber aus, um wieder fit zu sein“, verrät David Tisold ein einfaches Erholungsre-

zept.

 

Der Stadtbrandinspektor freut sich auch noch nach Tagen über das große Engagement der Einsatzkräfte. Doch nicht nur die eigenen Leute lobt der Feuerwehrmann, sondern auch das Rote Kreuz: „Die Helfer vom Roten Kreuz haben schnell und unkompliziert für die Versorgung der Feuerwehrleute mit Getränken und Essen gesorgt.“ In der Caféteria eines örtlichen Einkaufsmarktes holten die Rot-Kreuzler alles, was schnell

zum Verzehr in den kurzen Pausen benötigt wurde. So zum Beispiel belegte Brötchen, Schnitzel oder

Pommes.

 

„Pumpen kaufen“

Die Wehr leistet das Abpumpen von überfluteten Hauskellern oder Garagen nicht umsonst. In der Feuerwehrsatzung der Stadt Hattersheim sind die entsprechenden Beträge – je nach Art der Hilfeleistung – dafür festgesetzt. Die Stadtverwaltung verschickt an die betroffenen Haus- oder Wohnungsbesitzer dann die Gebührenentscheide.

 

Welchen Tipp gibt Stadtbrandinspektor David Tisold den Hauseigentümern, um mit solchen Unwetter-Folgen fertig zu werden? Die Anzahl dieser Art von Gewittern, mit Starkregen, nehme zu, meint er. Kein Kanalnetz könne solch große Wassermengen aufnehmen. Deshalb werde es immer wieder zu solchen Ereignissen kommen: „Es wäre deswegen empfehlenswert, wenn sich die Hausbesitzer im Baumarkt

kleine Pumpen kaufen würden, die im Notfall eingesetzt werden können.“

 

meh

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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