Eine Rente als Anreiz?


Quelle: Höchster Kreisblatt - Jul 11, 2008

Hattersheim. Wenn derzeit nachts in Hattersheim Feueralarm gegeben wird, kommen in jedem Stadtteil 10 bis 20 Feuerwehrleute zusammen – tagsüber müssen schon alle drei Wehren gerufen werden, wenn gleich viel Personal gebraucht wird. Die Zahl reiche zwar aus, sagt Tisold, auch tagsüber. Zumindest habe es bislang noch keine Personalprobleme bei irgendwelchen Einsätzen gegeben. Ein paar Leute mehr hätte er aber schon gerne zur Verfügung, und er weist darauf hin, dass die Einsatzstärke tagsüber ständig zurück geht. Immer mehr Feuerwehrleute arbeiten auswärts, immer weniger Firmenschefs lassen es zu, dass Mitarbeiter zu Einsätzen ausrücken. Dass die Wehren überall im Land vor diesem Problem stehen, tröstet die Hattersheimer nicht.

«Wir müssen jetzt etwas tun, damit wir nicht in ein paar Jahren vor dem Nichts stehen», sagt Tisold, und ist mit diesem Argument auch zum Rathaus gegangen. Mitarbeiter der Stadtverwaltung wären für ihn ideale Feuerwehrleute, weil sie auch tagsüber im Ort sind. Die Langeweile ist zwar auch im Rathaus nicht ausgebrochen, aber wenn gelegentlich einige Mitarbeiter zu Brandeinsätzen ausrücken müssen, kann dies die Verwaltung wohl noch eher verkraften als ein herkömmlicher Handwerksbetrieb mit drei oder vier Mitarbeitern.

Es gebe Gespräche, und es würden Ideen gesammelt, berichtet Werner Schaffhauser vom Ordnungsamt. Alles dreht sich um die Frage, welche Anreize man für Rathausbedienstete schaffen kann, damit sie sich bei der Feuerwehr engagieren. Er lässt durchblicken, dass dabei Fingerspitzengefühl gefordert ist. «Wir dürfen nicht die benachteiligen, die schon bei der Feuerwehr sind», sagt Schaffhauser. «Es ist auch nicht jeder für die Feuerwehr geeignet», deutet Tisold noch ein anderes Problem an: Die Stadt kann kaum einzelnen Mitarbeitern Möglichkeiten eröffnen, von denen andere von ausgeschlossen sind.

Tisold und die Feuerwehr sind in die Überlegungen einbezogen. Allerdings wollen weder er noch Schaffhauser irgendwelche Details verraten. «Es gibt noch nichts Spruchreifes», sagt Schaffhauser. Natürlich informiere man sich, was bei anderen Feuerwehren unternommen werde, aber konkrete Schritte seien auch andernorts noch nicht unternommen worden.

Deshalb wird zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine Idee von vornherein verworfen, auch nicht der Vorschlag, den Feuerwehrleuten für ihr Engagement eine zusätzliche Rente für die Zeit nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst zu verschaffen. Dies wird derzeit in verschiedenen Kommunen des Kreises geprüft, etwa in Hochheim, Hofheim und Eppstein. Beschlüsse gibt es bislang nicht.

Ausschließen wollen dieses Modell auch Schaffhauser und Tisold nicht, offensichtlich konzentriert man sich nicht auf diese Idee. Praktiziert wird dies im rheinländischen Hürth, wo die Stadt jährlich etwa 50 000 Euro dafür gibt, dass die Feuerwehrleute nach ihrem Dienst monatliche Renten von 100 bis 150 Euro bekommen können. (bt)

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