Schwimmbad unter Wasser


Quelle: Frankfurter Rundschau - Jan 4, 2003

In Hattersheim richtet der Schwarzbach große Schäden an / Keller laufen voll

Land unter in Hattersheim: Der Schwarzbach überflutete das Schwimmbadgelände. Die Technikräume liefen voll. In der Kleingartenanlage soff die Gaststätte ab. In der Eppsteiner Straße überraschte das Wasser die Anwohner. Sie behielten die Nerven.

Von Annette Friauf

HATTERSHEIM. Auf der Gartenmauer steht eine Kanne Kaffee mit Tassen und Keksen - eine Stärkung für die Feuerwehrleute, die seit Stunden rund ums Freibadgelände zugange sind und gerade Wasser aus dem Untergeschoss eines Wohnhauses in der Eppsteiner Straße pumpen. Durchgeweichte Bücher und Papiere liegen auf der Garageneinfahrt. Das Wasser, sagt Einsatzleiter Ralf Meik, hatte das Auto bis zur Stoßstange im Griff. So stark haben Anwohner, die seit drei, vier Jahrzehnten in der Eppsteiner Straße leben, den Schwarzbach noch nie stürzen sehen.

Auch Monika und Manfred Zurhellen sind völlig perplex. Von zwei Seiten muss Wasser, das der Kanal nicht mehr aufnehmen konnte, in ihr Haus gelaufen sein. Das Ehepaar hatte ruhig geschlafen und erst nach 8 Uhr den Schaden bemerkt. "Ich habe Kaffee gekocht und mich gefragt: Warum läuft das Wasser so schlecht ab?", erzählt die Ehefrau. Ein Stockwerk tiefer bot sich ein schlimmes Bild: "Ich machte die Klappläden auf und sah unser Auto im Wasser stehen." Etwa 70 Zentimeter hoch stand es, floss in die Waschküche, sickerte auf den Gefrierschrank zu, löste den Boden im Vorratsraum, rann in den Hobby- und den Heizungskeller. "Der Brenner ist wahrscheinlich total kaputt", befürchtet Monika Zurhellen. Zum Glück seien die Tanks nicht betroffen, entwarnt ein Feuerwehrmann und macht Fotos für die Versicherung.

Für Dinge, die ans Herz gewachsen sind, nützt kein Schadenersatz und kein Trost. Manfred Zurhellen öffnet einen aufgequollenen Karton, schaut auf die Spielzeugwagen und die Lok. "Die Eisenbahn, die ist hin". Nachbarn kommen, bringen moralische Unterstützung und kalten Sekt. Gerd Bährecke hat gut feiern, denn er hat ein Fertighaus - ohne Keller. Um die Laune zu heben, feixt er: "Ich habe damals gesagt: Was wollt Ihr mit dem Keller? Habt Ihr Kohlen oder was?"

Es klingelt wieder an der Tür. Die Feuerwehr meldet sich ab. Das Team muss zum Schwimmbadgelände, lässt die Pumpschläuche bis später liegen und gibt Empfehlungen mit: "Wir lassen Ihnen zwei Schrubber da." Der Teppich sollte herausgeschnitten werden, und, und, und. Eigentlich wollte das Ehepaar Zurhellen am Montag in Urlaub fahren.

Am Nachmittag pumpt die Wehr die Technikräume unterm Schwimmbecken leer. Dort stand das Wasser zwei Meter hoch. Bereits in der Nacht zum Freitag hatte eine Mannschaft Entwarnung geben können, dass kein Chlor austritt. Auch für Stadtbrandinspektor Thomas Krüger war das kein Routinejob: "Der Main hat uns schon viele Probleme gemacht, aber der Bach noch nie."

 
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Hochwasser/Schwarzbach
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