Der bange Blick nach Würzburg


Quelle: Frankfurter Rundschau - Jan 7, 2003

Hochwasser richtet Schäden an Sportplätzen an

Das Hochwasser bestimmte auch am Montag noch den Alltag in den Mainstädten. Freiwillige Helfer waren am Wochenende permanent im Einsatz gewesen. Besonders in Hattersheim richtete die Flut enorme Schäden an. Die Sanierung der Sportstätten wird die Kommune voraussichtlich mehrere hunderttausend Euro kosten.

Von Annette Friauf

HATTERSHEIM/FLÖRSHEIM. Kommt die Welle aus Würzburg oder kommt sie nicht? Diese Frage beanspruchte die vom Hochwasser gebeutelten Mainstädter am Montag. Ruhige Wetterverhältnisse und sinkende Pegel - in Raunheim war der Main von 5,41 Metern Höchststand (Sonntagmorgen) am gestrigen Vormittag wieder auf fünf Meter gerutscht - hatten die Anwohner zunächst zum Wochenbeginn aufatmen lassen. In den Feuerwehrgerätehäusern der Ortsteile entlang des Mains beobachteten die freiwilligen Helfer indessen aufmerksam die Prognosen. "Wir haben das Gröbste überstanden", erklärte der Eddersheimer Wehrführer David Tisold gelassen. Die Nachricht von der ominösen Welle löste derweil auch bei ihm Bangen und Hoffen aus: "Niemand kann sagen, was hier tatsächlich davon ankommt." Übers Wochenende waren Wehren, Technisches Hilfswerk und Rotes Kreuz im Dauereinsatz gewesen. Am Samstagvormittag wurde in Hattersheim die Hochwassermarke von 1988 überschritten. Der Pegel war aber noch unter dem Stand von 1995 geblieben, als 5,70 Meter erreicht worden waren. In den Ortsteilen hatte der Fluss am Samstag die am Mainufer gelegenen Sportflächen komplett überflutet. Fußball- sowie Tennisplätze waren am Sonntag sowohl in Okriftel als auch in Eddersheim überspült. Nach Einschätzung von Bürgermeister Hans Franssen (SPD) wird die Stadt zwischen 250 000 und 500 000 Euro für die Sanierung ausgeben müssen. Besonders bitter sei der Schaden in Eddersheim, wo just im vorigen Jahr erst die Drainage mit Steuergeldern erneuert wurde. Auch beim Tennisareal werde sich die Kommune mit zehn Prozent an der Instandsetzung beteiligen, sagte Franssen dem Trägerverein zu.

Weniger Sorge bereitet ihm das Schwimmbadgelände, das am vergangenen Freitag überraschend vom Schwarzbach überflutet worden war. Wegen der Heizungstechnik sei die Stadt gegen Schäden versichert. Bis zur Saison könnten Gärtner die Liegewiesen wieder herrichten, so Franssen. Zufrieden äußerte er sich über die Befindlichkeit der Anwohner: "Die Hysterie ist nicht so groß". Die Bilder der Flutkatastrophe im vorigen Sommer, vermutet der Bürgermeister, halfen offenbar, die Schäden zu relativieren.

Eine der größten Einsatzstellen für die Feuerwehr war die Radfahrerhalle in Okriftel. Das Hofheimer Technische Hilfswerk richtete mit Schlauchbooten einen Fährbetrieb ein, damit andere Helfer das Vereinshaus sicher erreichen konnten. Auch am Montag noch hatte der Main es fest im Griff, obgleich der Wasserstand zentimeterweise sank. Einsatzkräfte hatten dort zu tun, ebenso in der Karl-Staib-Straße, wo sie Keller von Wohnhäusern leer pumpten. Die Okrifteler Hilfsmannschaft war gestern von 30 auf zehn Leute verringert worden. Marc Schneider, stellvertretender Stadtbrandinspektor, gönnte den anderen erholsamen Schlaf.

In Eddersheim war die Ankerstraße fast wieder befahrbar, nur das "Fischerstübchen" stand noch unter Wasser. Am Samstag waren dort 800 Sandsäcke gefüllt und verteilt worden. Bürger und Einsatzkräfte errichteten damit in der Ankerstraße einen Wall. Auch am Deich bis nach Flörsheim mussten Sickerstellen mit Sandsäcken abgedichtet werden. Zur Kontrolle entsandte die Feuerwehr am Montag im Schichtdienst jeweils zwei Kollegen, die den Deich inspizierten.

In Flörsheim hat das Hochwasser voraussichtlich keine größeren Schäden angerichtet. Neben freiwilligen Helfern hatten auch Beschäftigte des Bauhofs alle Hände voll zu tun. Personalengpässe gab es nicht. "Wir konnten auf die Bereitschaft für den Winterdienst zurückgreifen", teilte Alfred Eichler vom städtischen Bauhof mit. Seine Mitarbeiter bauten Stege zum Bootshaus und errichteten eine etwa acht Meter breite Aluminiumsperre an der Obermainstraße. Sie soll verhindern, dass die Altstadt überspült wird. Seit dem Hochwasser von 1995 hat die Kommune diese Wand nach Aussage Eichlers zwei- bis dreimal einsetzen müssen. Eine neue Art Schutzschild verwendete der Bauhof am Gasthaus "Hirsch". Dort liegt ein wurstartiger Schlauch, der im prallen Zustand eine Höhe von 1,10 Metern erreicht. Füllmaterial ist ausreichend vorhanden - der Schlauch wird mit Wasser betankt.

Bürger konnten ihre Anwesen mit Sandsäcken sichern. Insgesamt 600 hatten Feuerwehr und Bauhof palettenweise zur Verfügung gestellt und damit die Selbsthilfe der Anwohner unterstützt. Überwiegend pragmatisch haben die Flörsheimer nach Aussage Eichlers auf das Hochwasser reagiert. "Die Leute wohnen schon länger dort." Alles ging Hand in Hand.

Icons by dryIcons.com